Mein Weg zur PSE
Im Gespräch mit Monika Lamberth
Der Lebensstil, den wir in unserer vernetzten westlichen Welt als normal betrachten, ist leistungsorientiert, komplex und schnelllebig. Viele Erwachsene, aber auch bereits Kinder und Jugendliche, fühlen sich dadurch überfordert. Diese latente oder akute Überforderung im beruflichen, schulischen und privaten Bereich ist für immer mehr Menschen zum Normalzustand geworden.
Es überrascht daher nicht, dass psychosomatische Beschwerden und psychische Erkrankungen generell zunehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) berichtet, dass etwa 25 % der deutschen Bevölkerung im Laufe ihres Lebens unter erheblichen psychosomatischen Beschwerden leiden.
Über diese Entwicklungen haben wir mit der Heilpraktikerin Monika Lamberth aus Gräfelfing bei München gesprochen. Wir wollten insbesondere erfahren, wie sie zur PSE gefunden und wie sie die PSE-Ausbildung erlebt hat.
©Monika Lamberth
Guten Tag Frau Lamberth, Sie waren viele Jahre als Wirtschaftsingenieurin im Software- und Technologiebereich tätig. Wie oder warum kam es zu dem beruflichen Neubeginn?
©Monika Lamberth
Jahre vor meinem beruflichen Neuanfang lernte ich die PSE aus eigener Betroffenheit kennen. Mein mittlerer Sohn, damals im Grundschulalter, hatte solche Angst vor einer Lehrerin, dass er regelmässig krank wurde und schliesslich ganz den Schulbesuch verweigerte. Durch glückliche Zufälle stiessen wir auf die wunderbare PSE-Kollegin Sophie Auer-Weingärtner, und ab diesem Moment kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mein Sohn stabilisierte sich rasch und wuchs über sich selbst hinaus. Dankbar und fasziniert von diesem Erfolg begann ich meine langjährige PSE-Eigentherapie, arbeitete viele meiner Themen auf und las mich durch die gesamte PSE-Bibliothek in Sophies Praxis.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits seit zwanzig Jahren in der Wirtschaft gearbeitet, ein Unternehmen mitgegründet und aufgebaut sowie später als Aufsichtsrätin in verschiedenen Firmen viel Verantwortung getragen. Ich war Mitte Vierzig, meine drei Söhne waren aus dem Gröbsten heraus und ich spürte deutlich, dass die zweite Hälfte meines Berufslebens ganz anders verlaufen sollte als die erste. Als mich dann meine Freundin und heutige Praxispartnerin Petra Colombini (links im Foto) dazu inspirierte, gemeinsam mit ihr die Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie zu absolvieren, begann mein eigener therapeutischer Weg.
Mit welchen Problemen kommen die Menschen in Ihre Praxis? Überwiegt die psychologische Beratung von Klienten oder die Behandlung psychischer bzw. psychosomatischer Beschwerden?
Ich arbeite zu zwei Dritteln mit Erwachsenen und zu einem Drittel mit Kindern und Jugendlichen. Erwachsene kommen häufig mit dem diffusen Gefühl, weniger leistungsfähig zu sein als früher, dem Wunsch, etwas in ihrem Leben zu verändern, oder dem Entschluss, nicht mehr so weitermachen zu wollen wie bisher. Dabei wissen sie oft noch nicht genau, wohin die Reise gehen soll. Die häufigsten Symptome sind Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Ängste und Tinnitus; Überlastung durch Beruf und Familie sowie auch akute Krisen sind häufige Auslöser.
Mein oberstes Ziel ist es, Menschen zu ermutigen, gut für sich selbst zu sorgen. Das klingt einfach, ist es aber nicht. In diesem langfristigen Lern- und Veränderungsprozess kommt die PSE meistens zum Einsatz. Ich sehe meine Patienten in der Regel einmal im Monat über einen längeren Zeitraum und kombiniere die PSE je nach Bedarf mit Gesprächspsychotherapie, Traumatherapie mittels EMDR und beruflichem Coaching. Bei der therapeutischen Arbeit kommt mir meine Erfahrung aus der Wirtschaft zugute: Ich habe grosses Verständnis für Menschen, die engagiert viel Verantwortung übernehmen und insbesondere für Frauen, die beruflich und privat viel unter einen Hut bringen müssen und dabei Gefahr laufen, selbst zu kurz zu kommen. Frauen in den Wechseljahren haben oft zusätzlich zu den genannten Themen mit klimakterischen Symptomen zu kämpfen. Hier kann die natürliche Hormontherapie ergänzend eingesetzt werden.
Kinder und Jugendliche kommen mit einem sehr breiten Spektrum an Themen zu mir: Schulprobleme, ADHS, Ängste, sozialer Rückzug, Krisen wie die Scheidung der Eltern oder Schwierigkeiten im Freundeskreis sowie selbstverletzendes Verhalten. Bei Kindern reicht häufig die PSE als alleinige Therapie, solange die Compliance der Eltern bei der Gabe der Tröpfchen gut funktioniert. In komplexeren Fällen, wie etwa bei ADHS, Anorexie oder selbstverletzendem Verhalten, dient die PSE-Therapie meist als unterstützende Massnahme zur ärztlichen Behandlung.
Könnten Sie kurz den Ablauf Ihrer PSE-Ausbildung beschreiben? Wo stehen Sie aktuell?
Meine PSE-Ausbildung erstreckte sich aufgrund der Corona-Pandemie über drei Jahre und umfasste fünf Module in Präsenz – drei Seminare, einen Praxistag und ein Prüfungswochenende – mit jeweils längeren Pausen dazwischen. Diese Pausen ermöglichten es mir, in meiner eigenen Praxis Erfahrungen mit der Methode zu sammeln. Dadurch konnte ich wesentlich mehr aus den einzelnen Modulen mitnehmen, als es bei einem komprimierten Crash-Kurs der Fall gewesen wäre. Die Detailfragen entstanden bei mir vor allem durch die praktische Arbeit mit den Patienten. Die PSE ist mittlerweile seit Jahren die Grundlage meiner therapeutischen Arbeit, und ich wende die Methode sehr gerne an.
Wie haben Sie die PSE-Ausbildung erlebt? Was hat Ihnen gefallen und was hat Sie gestört?
Durch die Corona-Lockdowns verlängerte sich die Ausbildungszeit um ein Jahr, was sich im Nachhinein jedoch nicht als Nachteil erwies. Die praktische Arbeit am Patienten konnte trotzdem sofort nach dem Basis-Seminar starten. Besonders positiv empfand ich das engagierte, äusserst erfahrene und hilfsbereite Team der Dozenten. Auch zwischen den Ausbildungsblöcken bestand immer die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Patientenfälle zu besprechen.
Wie verlief die Umsetzung des Gelernten in der Praxis? Gab es Schwierigkeiten oder wurden Sie gut auf den Praxisalltag vorbereitet?
Das Konzept der PSE-Ausbildung zielt darauf ab, die Vermittlung der Ausbildungsinhalte und deren Umsetzung in der eigenen Praxis parallel zu gestalten. Das hat super funktioniert. Der PSE-Tag im April 2024 hat zusätzlich dazu beigetragen, dass ich mich als Teil der PSE-Community fühle.
Ich freue mich darauf, über diesen Newsletter noch viele weitere Kolleginnen und Kollegen über ihre Beiträge kennenzulernen – und sie dann hoffentlich beim nächsten PSE-Tag persönlich zu treffen!
Vielen Dank, Frau Lamberth, für die spannenden Einblicke und weiterhin viel Erfolg!
Das Gespräch führte Andreas Beutel vom Newsletter-Team im August 2024.